Sokol, H.H; Die Geschichte der K. u. k. Kriegsmarine, 3. Teil, Wien, 1980; p 66
Das Seegefecht von Helgoland am 9. Mai 1864
Als Dänemark vom Abgang der k. k. Schiffsabteilung aus der Levante und der Bereitstellung der Wüllerstorfschen Escadre in Pola erfahren hatte, wurde unter dem Comodor Suenson aus der Fregatte "Niels Juel" sowie den Korvetten "Heimdal" und "Dagmar" (später durch die Korvette "Jylland" abgelöst) eine Blockadeabteilung für die deutsche Nordseeküste gebildet. Ihre Aufgabe war, den dänischen Handel und seine Schiffahrt zu beschützen und außerdem zu trachten, möglichst viele Kauffahrteischiffe der Gegner als Prisen aufzubringen. Und nicht zuletzt sollte das Eindringen feindlicher Kriegsschiffe in den Kanal, die Nordsee und die dänischen Gewässer verhindert werden.
Vorerst kreuzte das Suenson-Geschwader vor Hamburg und sandte zahlreiche gekaperte Schiffe nach Kopenhagen. Dort hoffte man, daß die Österreicher den Fehler begehen würden, vor ihrer Vereinigung mit der Escadre Wüllerstorf in die Nordsee einzulaufen, weshalb das dänische Marineministerium unter dieser Voraussetzung den Zusammenstoß mit der "Schwarzenberg"-Abteilung wünschte.
Am 6. Mai dampften die Einheiten des Comodor nach Helgoland. Am Morgen des 9. Mal sichteten sie die Fregatten "Schwarzenberg" und "Radetzky" mit den preußischen Kanonenbooten "Preußischer Adler", "Blitz" und "Basilisk". Den dänischen 102 Geschützen standen auf österreichischer Seite deren 88 gegenüber, wobei aber die Dänen ihre 26 modernen Geschütze mit gezogenem Lauf gegen nur 8 österreichische dieser Art einzusetzen vermochten.
Die Kaiserlichen steuerten mit nördlichem Kurs gegen Helgoland, die Dänen im Gegenkurs auf die Insel Sylt zu. Nach altbewährter Übung sammelten die Dänen ihr Feuer gegen das gegnerische Führungsschiff und erzielten auf ihm und auch auf der "Radetzky" bald nach Gefechtsbeginn einen schweren Treffer, worauf kurz danach der Einschlag einer Granate auf "Niels Juel" erfolgte. Tegetthoff verringerte die Entfernung zum Feind bis auf 300 m, wobei die k. k. Einheiten die Nachteile ihrer artilleristischen Unterlegenheit voll zu fühlen bekamen. Rastlos hämmerten "Niels Juel" und "Jylland" auf die "Schwarzenberg" ein, während sich "Heimdal" mit der "Radetzky" herumschlug und die preußischen Kanonenboote sich nur mit einigen Weitschüssen an dem Gefecht beteiligen konnten.
Das österreichische Führungsschiff erhielt Treffer auf Treffer, und schließlich geriet die Takelage in Brand. Als dies dem Kommodore gemeldet wurde, meinte er trocken: "Nun, dann lösche man!"
Die Verluste an Bord der österreichischen Schiffe mehrten sich, ebenso die Zahl der nicht mehr dienstbaren Geschütze. Bald waren von den 498 Mann des Führungsschiffes 100 außer Gefecht gesetzt, und die übrige Mannschaft war durch die Anstrengungen des Gefechts wie durch die Brandbekämpfung völlig erschöpft. Doch auch die dänischen Einheiten hatten ihren Blutzoll zu bezahlen.
Als gegen 16 Uhr nachmittag eine dänische Granate das Vormarssegel der "Schwarzenberg" traf, brannte der Vormast lichterloh auf. Tegetthoff sah sich gezwungen, zur Löschung des Brandes aus der Gefechtslinie abzufallen und sein Schiff in die Windstille bei Helgoland zu führen. Die "Radetzky", gegen die sich nun das gesammelte Feuer der Dänen vereinigte, folgte ihr. Beide setzten das Schießen mit dem Heckgeschütz fort, bis der Feind nordostwärts aus dem Schußbereich geriet. Das Führungsschiff zählte 36 Tote und 80 Verwundete, sein Rumpf wies 93 Treffer auf. Auf der "Radetzky" waren 5 Tote und 16 Verwundete zu beklagen.
Zur Überraschung der Österreicher wurden sie von den Dänen nicht verfolgt, denn auch auf den Schiffen unter dem Danebrog gab es Tote und Verwundete: auf der "Jylland" 12 Tote und 25 Verletzte, auf "Niels Juel" 2 Tote und 23 Verletzte. Aber der wahre Grund des Zurückbleibens der Dänen war, daß eine Granate die Steuervorrichtung der "Jylland" zerstört hatte. Das Schlachtfeld war leer.
Am Morgen des 10. Mai liefen die k. k. Schiffe in Cuxhafen ein, die "Schwarzenberg" noch mit ihren glühenden Brandwunden.
Als der junge Tag über die deutschen Häfen in der Nordsee aufging, war die Elbemündung wie die Nordsee wieder frei, denn die Dänen hatten sich aus ihr in die heimischen Gewässer zurückgezogen.
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