Schöndorfer, U., Wilhelm von Tegetthoff, Wien, 1958; p 32
Nach stürmischer Überfahrt kommen die drei Schiffe nach Brest, wo sie ihren Kohlenvorrat ergänzen.
In diesem Hafen empfängt Tegetthoff am 23. April eine Depesche mit dem Wortlaut: " Auf Allerhöchsten Befehl haben Sie sich mit Vorsicht nach Texel zu begeben, die dort liegenden preußischen Schiffe werden sich unter Ihr Kommando stellen. Wenn Sie sich dann und nach den über das dänische Blockadegeschwader einzuholenden Nachrichten für stark genug halten, einen Erfolg erzielen zu können, so trachten Sie um jeden Preis die Blockade von Hamburg zu brechen. Eile tut not." Tegetthoff vereinigt sich bei Texel mit den preußischen Kanonenbooten "Adler", "Blitz" und "Basilisk" und läuft in die Elbemündung ein. - Am 9. Mai kehren die Schiffe nach vergeblichen Kreuzungen wieder in die Elbe zurück, aber ehe sie noch nach Cuxhaven kommen, erhält Tegetthoff die Nachricht, daß drei anscheinend dänische Fregatten in der Nordsee kreuzen. Tegetthoff läßt sofort wenden und gegen Helgoland steuern. Um elf Uhr werden die Rauchfahnen von drei Kriegsschiffen gesichtet, die sich bald als dänische, und zwar als die Fregatten "Niels Juel", "Jylland" und die Korvette "Heimdal" erweisen. Trotz der bedeutenden artilleristischen Überlegenheit der Dänen, besonders an gezogenen Geschützen, läßt Tegetthoff das Signal hissen.- "Unsere Armeen haben Siege erfochten, tun wir das gleiche!" Auf eine Distanz von 18,5 Kabeln (eine Kabellänge 185 m) wird das Feuer eröffnet und nun kommt es zu einem eineinhalb Stunden dauernden erbitterten Seegefecht. Trotzdem auf der "Schwarzenberg" im Lauf des Gefechtes fast ein Viertel der Bemannung fällt oder verwundet wird, eine Reihe von Bränden ausbrechen und auch die "Radetzky" im harten Kampf Verluste erleidet, bricht Tegetthoff das Gefecht erst ab, als der brennende Fockmast die "Schwarzenberg" in Brand zu setzen droht. Aber auch die Dänen haben in dem harten Gefecht schwere Verluste erlitten. Der dänische Geschichtsschreiber Lütken berichtet über das Gefecht und Tegetthoffs Verhalten: "Es sah aus, als ob Tegetthoff sich nicht allein ritterlich zur Unterstützung seiner preußischen Kameraden anschickte, welche nun nach dem ersten Manöver ebenfalls achter von den Österreichern wendeten, sondern auch die Traditionen früherer Jahrhunderte auffrischen wollte. Dieses unerschütterlich Drauflosgehen auf den Gegner, durch das er seine Schiffe in die gefährliche Lage brachte, vom feindlichen Feuer enfiliert zu werden, erinnert an die Taktik Nelsons, der den Sieg so oft durch den dreisten Durchbruch der gegnerischen Linie erzwang."
Die Dänen bekennen selbst, daß sich bei dieser Gelegenheit zeigte, aus welchem Stoff der österreichische Kommandant geformt war. Mitten in der gefährlichsten Lage verliert er nicht die Ruhe und zeigt selbst beim Rückzug überlegene Kaltblütigkeit, nicht niederzuzwingende Widerstandskraft.
Die Dänen sind nicht mehr imstande, der österreichisch-preußischen Flottenabteilung nach Helgoland zu folgen und räumen ebenfalls den Kampfplatz. Tegetthoff verweilt mit seinem Geschwader nur bis Mitternacht in den schützenden neutralen Gewässern von Helgoland, das damals englischer Besitz war, und wagt dann trotz der Verluste und Schäden den Durchbruch nach Cuxhaven. Als er um 4 Uhr morgens in Cuxhaven einläuft, rauchen auf der "Schwarzenberg" noch die Reste der Brände, aber dem tapferen Zugreifen Tegetthoffs ist es gelungen, die dänische Blockade zu brechen und die Nordsee für den deutschen Handel freizumachen. In Österreich und Deutschland freut man sich des mutigen Einsatzes des kleinen österreichischen Geschwaders, der Kaiser ernennt Tegetthoff zum Konteradmiral und die Hanseaten danken in Worten und Taten ihren Befreiern von der dänischen Gefahr. Unterdessen ist die große Escadre unter Wüllerstorff-Urbair mit dem Linienschiff "Kaiser" und der Panzerfregatte "Don Juan d'Austria" in die Nordsee eingelaufen. Dadurch hat sich auch zur See das Kräfteverhältnis zugunsten der beiden Großmächte verschoben. Aber langsam fängt sich das Verhältnis zwischen den beiden verbündeten Mächten zu verschlechtern an und Tegetthoff schreibt darüber am 19. August an den Viceadmiral von Fautz: "Das zeitweise Erscheinen der Kriegsflagge kann nur dazu beitragen, die Leute aufzumuntern, sich nicht gänzlich Preußen in die Arme zu werfen. Unser guter Alliierter scheint ohnedies die besten Absichten zu haben, uns über den Löffel zu balbieren; solange jedoch Schiffe hier sind, wird es den Bewohnern der Küste in Erinnerung bleiben, daß sie den österreichischen Schiffen und nicht den unverletzbaren preußischen die Befreiung von der dänischen Blockade verdanken."