Gedenkblätter der k. u. k. Kriegsmarine, Band II, Pola 1910; p 71
Das Seegefecht bei Helgoland.
(Auszug aus einem Briefe des k. u. k. Linienschiffsleutnants Edmund Ritter von Henneberg vom Schiffsstabe S. M. Fregatte RADETZKY, ddo. 12. Mai 1864.)...Am 4. April stießen wir in Lissabon zum Flaggenschiffe, S. M. Fregatte SCHWARZENBERG; die Eile des Linienschiffskapitäns Tegetthoff, vorwärts zu kommen, läßt sich kaum beschreiben.
Bei unserer Ankunft fanden wir schon alles für uns Nötige vorbereitet; kaum war der Anker im Grunde, lagen schon Kohlen und Wasserschiffe langseits und es wurde uns der gemessenste Befehl erteilt, mit Anstrengung aller Kräfte die Vorräte zu komplettieren. Kaum war dies geschehen, so ging es weiter nach Brest. Nicht wenig verdroß es uns damals, von Lissabon gar nichts gesehen zu haben.
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Gedenkblätter der k. u. k. Kriegsmarine, Band II Pola 1910; p 76
...Offenbar war der Feind sehr genau über unsere Stärke unterrichtet, weshalb er vereint die Schwarzenberg, als das beste und stärkste Schiff, angriff; erst nachher kam die Reihe an uns, die Preußen wurden von ihm gar nicht beachtet. Wahrscheinlich wollten sie mit uns zuerst fertig werden, worauf die Preußen ohnehin gegen ihre Übermacht hilflos gewesen wären, u. zw. umsomehr, da die dänischen Schiffe sehr gute und schnelle Fahrzeuge waren.
Nun ging es mit aller Anstrengung fort; so schnell wie möglich wurde gefeuert, und die einschlagenden dänischen Kugeln zeigten uns bald, daß auch sie ihre Kräfte nicht mehr sparten.Lange konnte das Gefecht nach meiner Überzeugung nicht mehr dauern, höchstens noch eine halbe Stunde, und es mußte sich entscheiden. Da traf eine Granate den Bauch des Vormarssegels der SCHWARZENBERG und augenblicklich verbreitete sich das Feuer am ganzen Maste.
Schon früher hatte die SCHWARZENBERG zwei Brände gelöscht, einen bei der achteren Pulverkammer, verursacht durch eine feindliche Granate, die dort platzte und drei Mann der zum Pulvertransport bestimmten Leute tötete; den anderen im Segeldepot, welcher ebenfalls durcheine Granate entstanden war. Auch in der Batterie war Feuer ausgebrochen, wurde jedoch augenblicklich gelöscht.
Gegen 100 Mann, waren damals schon außer Gefecht gesetzt, die anderen, von der ungeheueren Anstrengung mit der sie, ohne ihr Geschützfeuer zu vermindern, der früheren Brände Meister geworden waren, ermüdet; und nun entstand noch das Feuer in der Takelage, welches umso gefahrdrohender wurde, da wir Nord steuerten, daher den Wind beinahe von vorne hatten.
Nachdem die SCHWARZENBERG vergeblich versucht hatte, das Feuer zu bewältigen, nachdem schon die Marsraa und die Stenge auf Deck gefallen, ohne daß ihr Geschützfeuer im geringsten nachließ, entschloß sich Tegetthoff um 3 1/4 p.m., der Notwendigkeit nachzugeben, das Gefecht abzubrechen und gegen Helgoland zu steuern, um dort unbehindert des Feuers Herr werden zu können.
Wie ein brüllender Löwe, der seinem Feinde bis zuletzt die Tatze zeigt, zog sich die SCHWARZENBERG, in ihren doppelten Feuergürtel gehüllt, prächtig anzusehen, zurück.
Nun hatte die RADETZKY, welche der SCHWARZENBERG folgte, ihr Teil zu erhalten. Die kurze Zeit, in welcher die Dänen beinahe allein auf uns zielten, war unbeschreiblich. Schuß auf Schuß, Kugel auf Kugel krachte in unser Schiff hinein und wurde auch redlichst zurück gegeben,Wir erhielten dabei 46 Schüsse in den Rumpf, wovon 15 Grundschüsse. In meiner Batterie bekam ich 16 Schüsse, wobei 2 Mann getötet, 7 schwer und an 10 leicht verwundet wurden; letztere blieben jedoch alle bei ihren Geschützen und arbeiteten ruhig fort. Bald erscholl auch bei uns das Signal: "Feuer an Bord"! Eine Granate war im Zwischendeck in die Kanzlei des Rechnungsführers gedrungen, dort explodiert, hatte eine Menge von Papieren und Schriften entzündet und ins Zwischendeck hinaus, ja einige sogar in den Vorraum des Granatendepots, welches voll Granaten stand geschleudert.
Trotz der Gefährlichkeit der Brandstätte wurde die Ruhe keinen Augenblick gestört, kein Mann entfernte sich von seinem Posten, außer jenen, die dazu bestimmt waren. Das Feuer griff ebenso schnell um sich, wie früher, doch wurde der Brand durch das besonnene und entschlossene Benehmen eines Maschinisten, eines Seekadetten und einiger Leute gelöscht.
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