Gedenkblätter der k. u. k. Kriegsmarine, III. Band, Pola 1910; p 122

Helgoland, 9. Mai 1864Es war gegen 4 Uhr p. m., als eine feindliche Granate im Bauche des Vormarssegels einschlug, welchem alsbald Rauchwolken entströmten. Der in der Vormars zur Messung der Distanzen kommandierte Linienschiffsfähnrich Alexander Kalmar enterte zur Vormarsraa auf und bemerkte, daß aus dem gelockerten Bauche des Segels Flammen hervorzüngelten. Die trockene Leinwand hatte Feuer gefangen. Kalmar rief um Wasser, doch da in der Vormars kein solches bereitet war, mußte es von Deck verlangt werden. Im Lärmen der Geschütze wurden die Rufe nicht gleich vernommen, und als man denselben folgen wollte, zeigte es sich, daß die am Fuße des Mastes befindlichen Wasserbaljen durchschossen waren und das Wasser ausgelaufen war.Indessen verbreitete sich das Feuer, infolge der Fahrt und vom Winde angefacht, mit großer Schnelligkeit. Gierig leckten die Flammen entlang dem leicht entzündlichen Tauwerk und Rundholz empor. Bald war die Mars in Flammen eingehüllt. Auf Deck waren schleunigst die Feuerspritzen in Tätigkeit gesetzt worden. Nur mittels des Schlauches der Maschinenpumpe konnte ein wirksamer Wasserstrahl bis zur Vormarsraa gebracht werden, doch nun versagte auch diese, da ihr Schlauch durch eine Kugel durchlöchert worden war. Unter solchen Umständen war man dem verheerenden Elemente gegenüber machtlos, und die in der Mars postierten Mannschaften waren durch den Rauch und die Hitze bald gezwungen, sich auf Deck zu flüchten. Als letzter zog sich Linienschiffsfähnrich Kalmar auf Deck zurück. Kaum war dies geschehen, so stürzten die am oberen Ende durchgebrannten Fockwanten auf Deck herab. Nun blieb nichts mehr übrig, als die Löscharbeiten auf die erreichbaren Teile des Mastes und auf die vom Brande zumeist gefährdeten Teile des Schiffes zu beschränken.Gleich einer Riesenfackel loderte der mächtige Brand über den Häuptern der Kämpfenden, welche, ungeachtet des drohenden Verderbens mit äußerster Anstrengung das Gefecht fortsetzten.

Das Geschützfeuer der dänischen Fregatten, welches geraume Zeit hindurch auf die SCHWARZENBERG allein konzentriert blieb, hatte in der Batterie derselben eine verheerende Wirkung ausgeübt. Die Geschützbemannungen waren dezimiert; die gefallenen und verwundeten Bedienungsmannschaften konnten nicht mehr ersetzt werden. Stets mehrte sich die Zahl der Geschütze, welche infolge Mangels an Mannschaften und durch Havarien undienstbar geworden. Manches Geschütz, das noch in Aktion war, wurde nur durch wenige Mann bedient.Unterdessen wuchs auch die Gefahr, welche der Brand des Fockmastes für das Schiff mit sich brachte, zusehends, da der aus Südost wehende Wind der Fahrtrichtung annähernd entgegengesetzt war, infolgedessen die Verbreitung des Brandes auf Groß- und Kreuzmast sowie auf das Achterschiff zu befürchten stand. Da entschloß sich Linienschiffskapitän Tegetthoff - so schwer dies ihm auch fallen mochte - so weit abzufallen, um den Wind von achter zu nehmen, und derart die Fortpflanzung des Feuers nach dem Mittel- und Achterschinffe zu verhindern.

S. M. Fregatte SCHWARZENBERG setzte im Vereine mit der Fregatte RADETZKY das Feuer aus den Heckgeschützen fort, bis der Feind nordostwärts aus dem Feuerbereiche gekommen war.

Nahe unter der Ostküste Helgolands hielt Tegetthoff die SCHWARZENBERG vor dem Winde in Bewegung, um die Flammen in der Richtung nach vorne zu erhalten. Jetzt erst konnte man energisch an die Löschung des Brandes schreiten. Die verbrannte Vormarsraa, die Fockraa, die Vormarsstenge waren im Verlaufe des Gefechtes auf Deck gefallen; der Klüverbaum war über Bord gegangen.

Glühende Mastenringe, brennende Holzstücke der Mars, der Sahlingen, des Eselshoftes usw. stürzten fast ununterbrochen auf Deck herab. Aus Backtischen wurde ein Schutzdach hergestellt, um eine Annäherung an den Mast zu ermöglichen, doch wiederholt wurde dieses von herabfallenden Eisenteilen durchgeschlagen. Die herabstürzende Vormarsstenge war im Deck stecken geblieben und ragte gegen den Fockmast geneigt in die Höhe. Ein Marsgast, die niederfallenden, glühenden und brennenden Trümmer nicht achtend, kletterte mit einem Pumpenschlauch an der Stenge hinan, um auf diese Weise dem Feuer besser Einhalt tun zu können. Erst nach 10 Uhr nachts gelang es den Fockmast zu kappen. Die Vormarsstenge, welche am oberen Ende noch brannte, wurde um Mitternacht durchsägt und gelöscht.