Sterneck; Takelung und Ankerkunde. Wien 1873; p 30

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d) Trossstiche (intoji) nennt man jene Stiche, die zum Zusammenfügen zweier Taue dienen. Der Vorgang dabei heisst Taue zusammenstechen (intojare).

1. Der Reffstich (groppo dritto), Fig. 59, sehr häufig beim Verbinden zweier schwacher Leinen in Anwendung, bei feuchten, Tauen jedoch schwer lösbar.

2. Der falsche Stich (groppo storto), Fig.60, ist leichter lösbar wie der vorhergehende, und wird meist mittelst zweier Bindselungen versichert.

3. Der Plattstich (groppo piano), Fig. 61, wird gewöhnlich mit gebindselten Enden angewendet.

4. Der einfache Flaggenstich (groppo diposa), Fig. 62, dient meist zum Verbinden der Flaggenaugen mit der Flaggenleine. Fig. 62

5. Der dopplte Flaggenstich (groppo di posa doppio), ist sicherer wie der vorhergehende.

6. Der Kabelaringstich (intojo di cavo piano), Fig.64, hat den Vortheil vor den vorhergehenden Trossstichen, dass die Tauenden dabei nicht eingeklemmt und schamvielt werden. Auch ist derselbe schnell lösbar. Findet bei Taukabelaringen Anwendung.

7. Der Kablgarnstich (intojo di due sfilazzi), Fig. 65, dient zum verbinden zweier Kabelgarne. 8. Der Kreuzstich (incatenatura in croce), Fig. 66, wird bei Wassertauen gemacht, die durch enge Gatte passiren müssen. Dessen Anwendung erfordert jedoch gute Bindselungen, da dabei der ganze Zug, auf diesen ruht.

e) Combinirte Stiche.Zum Zusammenstechen von schweren Tauen gebraucht man meist Combinationen von Spieren- oder Augstichen; die gebräuchlichsten davon sind:

1. Zwei Halbstiche (intojo formato di due volte rionde con sopramani), Fig. 67.

2. Zwei Leibstiche (due gazze di mante), Fig. 68.

3. Mehrere Halbstiche mit Bindselungen (intojo formato di sopramani con legature), Fig. 69, dienen zu gleichen Zwecken wie der Kreuzstich, werden jedoch selten gebraucht, weil dabei die Taue stark leiden.

f) Ausser diesen gibt es noch:

1. Der Achterstich (groppo otto), Fig.70, ist nahezu dem halben Reffstich gleich, jedoch kann er nur aus einem Ende gemacht werden und dient dazu, um solches vor dem Entgleiten aus einem engen Gatte zu verhindern.

2. Der Trompetenstich (margarita) wird wie Fig. 71 gemacht und dient dazu, ein Tau in der Mitte zu kürzen.

3. Der Nothstich (incapellaggio di fortuna), Fig. 72. 1, 1, dienen als Nothstage - 2, 2, zum Einhaken der beiden Schwertakel als Wanten, und mit dem Auge 3 wird das ganze System auf dem Nothmaste aufgelegt. Dieser Stich findet hauptsächlich dann seine Verwendung, wenn rasch und ohne viel Tau zu verlieren, ein Nothmast zugetakelt werden soll.

5. Knoten (bottoni),

ist die Verbindung zweier Tauenden oder die Verdickung des Endes eines Taues, so dass es einen Knopf bildet.

In der Folge wird bloss die Arbeit beschrieben, wie sie bei einem dreischäftigen Tau durchgeführt wird, da der Vorgang bei vierschäftigem Taue ganz analog ist.

An der Stelle an welcher der Knoten aufgesetzt werden soll, wird eine Bindselung angelegt, und alsdann das Ende bis dahin in Duchten aufgelöst. Die Duchten dienen zur Bildung des Knotens, während die Bindselung das weitere Aufdrehen des Taues zu verhindern hat.

a) Einfacher und doppelter Fallreepsknoten (piede di pollo colla corona).

Man verschlingt die Duchten wie Fig. 73 zeigt, und zieht die Enden zusammen, wodurch ein Kranz (piede di pollo) entsteht, kränzen (prendere la mezza volta in sopra).

Hierauf muss die Krone (corona) gemacht werden, wie in Fig. 74 ersichtlich, krönen (prendere la mezza volta in sotto). Beim Zusammenziehen müssen die Duchtenden immer rechts von ihren entsprechenden Schäften zu liegen kommen. Auf diese Art erhält man den einfachen (semplice) Fallreepsknoten, welcher aber als solcher keine Anwendung findet.

Mit jeder einzelnen Ducht wird nun, um den doppelten Fallreepsknoten zu bilden, dem Laufe seines eigenen Schaftes nachgefahren und hierauf die unten heraustretenden Enden kurz abgeschnitten. Dieser doppelte (doppio) Fallreepsknoten findet bei Fallreeps seine Anwendung.

...Sterneck; Takelung und Ankerkunde. Wien 1873; p 305

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3. Warrel anbringen.

Liegt ein Schiff vor zwei Ankern im Hahnepot oder vor einem Anker und einer Landfeste, so wird leicht, wie schon erwähnt, durch öfteres Schwaien in einer Richtung die Vertäuung unklar werden und bedient man sich bei einem längeren Aufenthalte um diesem Uebelstande vorzubeugen, ohne jeden Moment das beschwerliche Kettenklaren vornehmen zu müssen, des Vertäuwarrels (giuocolino d'ormeggio). Der Vertäuwarrel ist eine Kettenverbindung von in Fig. 537 ersichtlicher Form. Um ihn anzulegen, theilt man die Ketten der im Grunde befindlichen Anker und befestigt sodann die innenbords befindlichen Enden desselben an die Enden a a und die im Wasser stehenden Enden an die unteren Enden b b. Der in der Mitte angebrachte Warrel dient dem Schiffe als Pivot beim Schwaien, indem er ein unabhängiges Drehen der oberen Enden gestattet. Um den Vortäuwarrel an eine Hahnepotvertäuung von zwei Ankern anzulegen, geht man folgendermassen vor:

Man holt von der Kette, auf welcher das Schiff liegt, z. B. von der Steuerbordkette, so viel ein oder sticht davon so viel aus, dass ein Scheckel etwas vor der Betting zu liegen kommt, stoppt selbe mit dem Bugstopper, öffnet den Scheckel und verbindet die dadurch getheilte Kette wieder durch je einen oberen und einen unteren Arm des Vortäuwarrels, und zwar so, dass dessen Drehbolzen mit dem Auge gegen innenbord weist, worauf der Bugstopper geöffnet wird, die Steuerbordkette also wieder auf den Klemmstoppern und auf der Betting ruht.

Nun stoppt man die Backbordkette, von der man einen Scheckel etwas achter von der Betting gebracht hat, mittelst eines Slipphakenstoppers so nahe wie möglich an der Klüse und öffnet den Bugstopper, gleichzeitig den Bügel wegnehmend, damit der Kette beim Auslaufen möglichst wenig Hindernisse entgegentreten können.

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